BTC Garitz verströmte Spott mit einem Schuss Mitleid – 100 Akteure begeisterten 800 Zuschauer
„Alle Wege führen nach Garitz“ hatten sich die Narren vom Biertümpelclub (BTC) auf die Fahnen geschrieben. Dementsprechend drängten sich rund 800 Gäste bei den Elferratssitzungen in der Turnhalle, um das spaßige Treiben der 100 Akteure zu erleben. Und Michl Müller war natürlich auch dabei.
Die sieben Hügel von Rom und die Nepomuk-Kirche zeigten als Bühnenbild (von Axel Dürheimer gestaltet), wo es an den beiden Abenden lang geht. Und auch der Elferrat – Verzeihung: der Senat – hatte sich dem Motto mit einer Tunika statt des Smokings angepasst. Die Macht des Senats spürten dann gleich die „Ehrengäste“, die diesmal nur im Publikum begrüßt wurden.
Die jüngste Garde eröffnete als „Super-Girls“ mit flotten Rhythmen zum Hit „We no speak Americano“. Es folgten die Jugendgarde mit einem Rom-Medley und die Gardemädchen mit zwei Darbietungen.
Spätrömische Dekadenz
Marcus Tullius Cicero alias Nico Sauer unternahm anfangs einen Streifzug durch die Niederungen der Politik, entsprechend der viel zitierten „spätrömischen Dekadenz“ von Außenminister Guido Westerwelle. In schneller Folge ging es von fünf Euro für Hartz IV, über die Atomlaufzeiten und den verseuchten Golf von Mexiko bis hin zum „alternativlosen“ Rücktritt Horst Köhlers.
Vom Redner aus Rom ging es dann zum Gründer von Garitz (Thomas Rüth junior), einem stämmigen Germanen, in Fell gewandet, der den Geist von „Gerhartis“ beschwor und den Kissingern einen Vorgeschmack auf das gab, was der Rest des Abends noch bringen sollte: Spott mit einem Schuss Mitleid. So ging es nicht nur um das Abwasser der Garitzer, das in der Saale-Siedlung als Heilwasser bejubelt wurde, sondern auch um deren unsichtbaren Häuptling - eher gefühlt, als präsent - und die Eingemeindung im Jahre 1972 als Hilferuf an das Garitzer Wissen erschlichen.
Der Umbau kündigte die Aktionsgruppe an, für die Intendant und Küchen-Chef Robert Stadtmüller wieder einmal ein typengerechtes Szenario entwickelt hatte: Cäsar und Cleopatra mit einem Casting für ihren neuen Wohnsitz. Mit Benedikt Rüth (Cleopatra) und Benedikt Kiesel (Cäsar) erlebte man ein Traumpaar, das über das Schicksal der Bewerber aus Gallien (Asterix und Obelix), aus Rom („Mama Lyoner“ alias Thomas Rüth) oder aus Ritanswisen (Beatrix und Otto von der Botenlauben) entschieden.
Dabei war auch OB Blankenburg, der als „Hoffnungsträger“ aber nicht in die engere Wahl kam: „Wenn das die Hoffnung ist, wie sieht dann Verzweiflung aus.“
Und dann kam der Dreggsagg
Beim zweiten Auftritt entführte die Truppe die Gäste in die Unterwelt der Turnhalle, wo man die gefüllte Blase entleeren und entweder mit dem ins Gesicht gemeißelten Alkoholpegel oder dem Kostüm zu kämpfen hatte. Die BTC-Sänger im Gondoliere-Outfit beendeten den ersten Teil.
Rom war für Iris Scheit keine Reise wert, denn „als Göritzerin bin ich anderes gewohnt“, sagte sie. Im Vergleich dazu kann Rom – wie könnte es anders sein – nur verlieren. Ein bisschen aus dem Rom-Motto fiel Benedikt Rüth, der als feiner Beobachter den psychosomatischen Infarkt unserer Gesellschaft karikierte. Mit Anden-Mütze und treuem Blick schilderte er seinen Weg durch die „Wehwehchen-Medizin“, die mittlerweile alles mit der Psychosomatik erklärt.
Und dann war plötzlich der Dreggsagg (Michl Müller) da. Weit nach Mitternacht bekam das Publikum nochmals einen Adrenalin-Schub verabreicht. Die Kissinger im Publikum begrüßt er mit: „Die kommen immer wieder – wie Herpes“ und für die Idee zu einem Kissinger Tatort hat er sich einen Titel überlegt: „Der Stützstrumpf-Mörder“ oder „Die Rache von 14 Rollatoren“.
Mainpost vom 21.02.2011