Das gemeine Volk machte sich auch heuer auf den Weg nach Garitz, um sich bei der Elferratssitzung des BTC an den karnevalistischen Wahrheiten und hintergründigen Sticheleien zu erfreuen. „Hochadel in Garitz“ lautete das Motto des über vierstündigen Programms, das alles verarbeitete, was in der Stadt und außerhalb so vor- und aufgefallen ist.
Wochenlang schon ausverkauft, zwei Tage volles Haus mit 800 begeisterten Zuschauern, alle Akteure aus den eigenen Reihen – die Sitzungen des BTC haben mittlerweile Kult-Charakter und sind damit Anziehungspunkt für die „Durchlauchten, Reichen und Schönen der Saalestadt“, wie nicht nur Sitzungspräsident Christian Rüth feststellte.
In Saus und Braus
Der „Spiegelsaal von Versailles“ erstrahlte dank Axel Dürheimer und Reinhold Dörschmidt über den Köpfen des Elferrats und machte deutlich, wo das Anspruchsniveau der Göritzer liegt – jedenfalls nicht bei den Kissingern, denn „während man in Garitz lebt in Saus und Braus, gehen in Kissingen die Lichter aus“.
Standesgemäß empfangen wurden die Ehrengäste wie Kurfürst Karl Heinz Laudenbach, dem im Laufe des Abend mehrfach die Leviten gelesen wurde, oder Burgprinz von Botenlauben, sprich Norbert Paulus. Danach begann dann der Aufmarsch der Hoheiten.
Der scharfzüngige Nico Sauer alias „Der Eiserne Kanzler“ feuerte als erster seine verbalen Pfeile ab. Bei den Bismarckschen Ausführungen ging es etwa um die „Plapper-Bude Bundestag“ sowie um Susi und Strolchi (Merkel und Müntefering). Pauli, Stoi-Bär oder Kreuther Intriganten-Stadl waren Negativ-Schlagzeilen, während das „WM-Sommermärchen“ gute Noten vom historischen Protokollführer erhielt. Der Dank des souveränen Sitzungspräsidenten Rüth galt auch Bernd Holzheimer für die gekonnten Zeilen.
Dem satirischen Teil folgte die tänzerische Auflockerung mit einer Hommage an das „Mozart-Jahr“ und der weißberückten Nachwuchsgarde, die in einem fetzigen Rock'n'Roll endete. Später begeisterte die BTC-Garde in rot-weißen Kostümen mit Garde- und schwungvollem Showtanz. Für den musikalischen Rahmen sorgten die Jugendkapelle der Feuerwehr Garitz und das Rot-Kreuz-Orchester.
Mit dem Sonnenkönig Ludwig XIV. stand dann die Leitfigur des Absolutismus in die Bütt. Flugs stelte der Sitzungspräsident klar, dass das Zitat „Der Staat bin ich“ fälschlicherweise diesem Monarchen zugeschrieben werde. Tatsächlich, so Rüth, stamme dieser Spruch von OB Karl Heinz Laudenbach. Mit französischem Akzent strapazierte Benedikt Rüth das Zwerchfell der Gäste. Von Kollege zu Kollege – „Was Laudenbach auch tut, er regiert doch absolut“ – gab es so manchen Ratschlag, der sich auf Palmöl, DCFA oder Leserbrief-Schreiber bezog. „Selbst Greubel, dieser Tropf,“ dichtete der König in der Bütt, „wäre ruckzuck ohne Kopf“.
Beim Prominenten-Treffen auf der Bühne zeigten sich Hannelore Bauer, Hausherrin der Schule, Pfarrer Jochen Wilde, Norbert Paulus und Laudenbach – letzterer mit chinesischem Seidengewand – bestens präpariert. Auf Rüths Vorgabe, heute kein Hausverbot auszusprechen, reagierte das Stadtoberhaupt mit Enttäuschung: „Jetzt, wo ich Übung darin habe.“
Die fünf „Garitzer Hofsänger“ nahmen auch heuer musikalisch die Stadt mit ihren Oberhäuptern aufs Korn. OB Laudi wurde kein „Märchen-Prinz, sondern ein „Märchen-Onkel“, der seinen Stellvertreter Wacker oft allein Rathaus sitzen lässt.
Die Queen grüßt huldvoll
„It is a great pleasure to be in Garitz“, begrüßte Queen Elisabeth II. das Volk, das ihr zu den Klängen der englischen Nationalhymne huldigte. Begleitet von ihrem Hofmarschall outete sich die Queen als Göritzer Urlaubsvertretung. Im Hintergrund wirkten zwei Damen: die „Maria von der Krone“, die sonst Bankette für so edle Gäste wie dem Gesangverein kredenzt und irgendwie „verschwipp-schwägert mit den Royals“ ist, sowie Iris Scheit, die beiden Stimme und Aussehen gab.
Mit zwei Auftritten erheiterte die zehnköpfige Aktionsgruppe – Leitung Robert Stadtmüller und Elke Herterich – das närrische Volk. Während einmal die Göritzer Hofreiter über die Bühne wirbelten, wurde beim zweiten Auftritt das avantgardistische Musical „Wechseljahre einer Kaiserin“ in Kurzform präsentiert.
Die Weisheiten des Ostens vermittelte der „Kaiser von China“ (Thomas Rüth) mit konfuzianische Ironie. Ein Haus zu groß, das andere zu alt, doch endlich hat es geklappt mit der Wellness-Pagode. Bald werden 1000 Chineslein die Stadt bevölkern, so die Voraussage des Gastes aus dem Fernen Osten. Jing und Jang sei der Schlüssel für den Erfolg der Stadt, so sein Rat an den OB, dagegen bescheinigte er der DCFA ein schlechtes Chi.
Den Schlusspunkt setzte wieder der „Göritzer Dreggsagg“ Michl Müller, der mit „Da sin mer dabei und sonst gar nix, Fasching in Goritz“ die Gäste auf die Stühle trieb, diese dort mit Anekdoten zu Göritzer Hoheiten und Liedern fesselte. Nach einem 15-minütigen Feuerwerk beendete er den kurzweiligen und unterhaltsamen Abend mit „Gondoliere von Goritz“.
Mainpost vom 06.02.2007